Zwang und Gewalt in der Psychiatrie ist ein Thema, das polarisert.

Hier die Fraktion, die in Zwangsbehandlung und Zwangsmaßnahmen die Ultima ratio sieht, da die Fraktion, die Zwangsbehandlung verbieten will, teilweise an die Möglichkeit eine komplett gewaltfreien Psychiatrie glaubt.

Schwierig sich hier eine selbstsichere, feste Meinung zu bilden. Hier die Visionäre, die mit ihren Visionen vielleicht das Praktikable erschweren, da die Realisten, die mit ihrem Realismus vielleicht mögliche Entwicklungen blockieren. Hier die systemfeindlichen Psychiatrieerfahrenen, da die Psychiatrieerfahrenen, die sich auf den mühsamen Weg durch die Institutionen machen. Und da ein paar, die keine Antworten auf die schwierigen Fragen wissen.

Die Verhinderung von Zwang und Gewalt in der Psychiatrie ist das gemeinsame Ziel und doch scheint es keinen Kompromiss zu geben.

Zwang und Gewalt vermeiden:

  • Offene Stationstüren der Aufnahmestationen
  • Einführung von Festhaltetechniken
  • Einsatz von Vorausverfügungen (Behandlungsvereinbarung, Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung)
  • Höhere gesetzliche Hürden (Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetz Baden-Württemberg umsetzen)
  • Bessere ambulante präventive Hilfen (Hometreatment, Krisendienste, Ambulante Psychiatrische Pflege,…)
  • Unabhängige, trialogische Beschwerdeinstanzen
  • Kleinere Aufnahmestationen
  • Deeskalationskulur in der gesamten psychiatrischen Klinik
  • Fester Willen der Leitungsebene (Vorbildfunktion)
  • Keine finanziellen Anreize für Zwangsmaßnahmen
  • Weiches Zimmer nach Soteriavorbild
  • Gute bauliche Voraussetzungen
  • … und genügend Personal mit Zeit