Neues vom LVPEBW in Zeiten von Corona

Liebe Mitglieder des LVPEBW, liebe Psychiatrieerfahrene,
wir sind jetzt in der 3. Woche in der in Baden-Württemberg aufgrund des Corona-Virus große Einschränkungen der sozialen Kontakte gelten und das öffentliche Leben zum Erliegen gekommen ist. Ebenso ruhen große Teile unserer Wirtschaft.
Wir hoffen, dass ihr euch mit den aktuellen Gegebenheiten irgendwie arrangieren und bei euch eine schwere psychische Krise vermeiden konntet. Betroffen und besorgt sind wir wohl alle in irgendeiner Form.
Einige von uns benötigen besondere Hilfe, damit sie die vor uns liegende Ungewissheit und den Wegfall vieler Kontaktmöglichkeiten verarbeiten und bewältigen können.
Die professionellen Hilfen für psychisch belastete Menschen haben sich verändert. Die Besuche bei Psychiater und Psychotherapeut wurden inzwischen zum Großteil durch Telefonate oder Videokonferenzen ersetzt, die Werkstätten für psychisch Erkrankte Menschen wurden geschlossen, Ambulant Betreutes Wohnen wird wo möglich telefonisch oder im Freien durchgeführt, psychiatrische Kliniken und Heime haben Besuchsverbot und eingeschränkte Ausgangsregelungen und es gibt weitere viele zusätzliche Erschwernisse für uns, die nötige professionelle Hilfe zu bekommen und den Alltag zu bestehen.
Die Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege, wie die Caritas, die Diakonie, der Paritätische, das Rote Kreuz und die AWO versuchen ihr Bestes, die Versorgung aufrecht zu erhalten und zu sichern, wie die Träger vor Ort versuchen ihre Hilfe weiter anzubieten. Es ist sehr aufwändig viele Regelungen anzupassen und vor allem die finanzielle Absicherung der psychiatrischen und psychotherapeutischen Hilfen zu gewährleisten. Hierfür danken wir deren Mitarbeitenden.ausdrücklich!
Da sich das tägliche Hilfegeschehen vor allem auf der lokalen Ebene abspielt, ist es schwierig von der Landesebene aus konkrete Hilfe zu leisten.  Eine kleine Gruppe hatte frühzeitig die Idee, für uns ein moderiertes, digitales Online-Konferenzsystem aufzubauen, dass einen Beitrag zur Verhinderung von drohender Isolierung und Vereinsamung leistet. Letzten Freitag ging der Rettungs-Ring zum ersten Mal online und wird derzeit montags, mittwochs und freitags angeboten. Bei Interesse könnt Ihr unter https://rettungs-ring.de/ mehr darüber erfahren und auch selbst teilnehmen. Der LVPEBW unterstützt diese Initiative.
Als kleinere, digitale Angebote sich mit anderen Psychiatrieerfahrenen auszutauschen gibt es unsere WhaptApp-Gruppe SeelenChat schon längere Zeit (derzeit knapp 20 Gruppenmitglieder) und es wurde zusätzlich die Kontaktliste „Der Club“ gegründet (derzeit 6 Clubmitglieder). Mehr zum SeelenChat erfahrt ihr unter seelenchat.de oder zum Club unter der-club.peercom.de.
Uns ist klar, dass diese Angebote nur für einen Teil unserer Mitglieder ein Hilfe sind. Etliche von uns sind nicht versiert mit den digitalen Medien, andere haben nicht einmal einen Internetzugang zu Hause. Trotzdem können wir hiermit aus der Ferne einen Beitrag zur Verbesserung der Situation leisten.
Schon mehr Möglichkeiten haben da diejenigen unter euch, die Mitglied in einer Selbsthilfegruppe sind. Einerseits fallen ja jetzt die regelmäßigen Gruppentreffen aus, aber andererseits haben die Gruppen die Chance die bestehenden Beziehungen unter den Gruppenmitgliedern zu nutzen und zu intensivieren. Ihr könnt versuchen den telefonischen Kontakt auszubauen, bis hin, dass ihr bei Bedarf Einkäufe füreinander organisiert. Unsere Gruppe hier in Emmendingen hat letzten Freitag gute Erfahrungen mit einem Gruppentreffen via Telefonkonferenz gemacht, sodass wir uns nun wöchentlich per Telefon austauschen.
Abschließend wünschen wir euch, dass ihr Wege findet, eure Lage erträglich zu machen, vielleicht hilfreiches Neues ausprobiert oder inzwischen Vergangenes wiederentdeckt, um die Zeit mit euch alleine, mit euren Partnern oder mit euren Familien gut zu überstehen. Es wird sicher eine Zeit nach Corona geben und es liegt auch an uns, wie diese Aussehen wird. Momentan weiß niemand genau, wie sich alles entwickeln wird und es ist notwendig diese Unsicherheit auszuhalten, um akute psychische Krisen zu vermeiden und sich trotz allem einen gewissen Lebensgenuss zu erhalten.
Mit herzlichen Grüßen und bleibt gesund
Rainer Höflacher, Harald Metzger, Edeltraud Klingler, René Müller, Monika Sigler, Karl Heinz Eßer