Mitmachen: Eure Erfahrungen mit der Akutpsychiatrie

Unsere neue Arbeitsgruppe für bessere Akutversorgung stellt sich vor uns bittet gleichzeitig um Eure Mithilfe: Schreibt uns,  wie die Bedingungen bei Euch vor Ort auf den Akut-Stationen aussehen. Was habt Ihr erlebt? Was habt Ihr gehört?  Was hat man an euch hingetragen? Vielen Dank für’s Mitmachen.

Hier ausführlichere Informationen von unserm Aktiven Jürgen Wolf

Liebe Psychiatrie-Erfahrene im Landesverband BaWü,

ich schreibe euch heute, weil ich Euere Mithilfe brauche. Unser Landesverband, der Vorstand hat mir die Möglichkeit eingeräumt und die Aufgabe übertragen, eine Arbeitsgruppe zum Thema Akut-Versorgung auf den geschlossenen Stationen in den Psychiatrien Kliniken des Landes BaWü einzurichten.

Bei uns in Heidelberg in der Unipsychiatrie aber auch im Psychiatrischen Landeskrankenhaus PZN Wiesloch läuft die Unterbringung auf den Akut-Stationen sehr schlecht. Ich denke auch, dass das auf andere Kliniken übertragbar ist. Ich freue mich von euch über die Lage vor Ort bei euch informiert zu werden.

Man hat für die untergebrachten Patienten keinen Plan. Es gib so gut wie keine Angebote. Noch nicht mal eine Tagesstruktur ist für die Patienten vorhanden.

Das Programm was angeboten wird beschränkt sich auf:
ESSEN, SCHLAFEN, RAUCHEN, TRINKEN mehr gibt es nicht.

Für den Akut-Patienten ist das schwer aushaltbar und durch diese Behandlung ist es schwer wieder gesund zu werden. Was wir brauchen sind Veränderung man muss uns als Mensch akzeptieren und helfen und nicht nur verwahren.

Therapieangebote: nicht mehr als ein bisschen Ergotherapie.

Das dürfen wir nicht länger mit uns machen lassen.

Meine Selbsthilfegruppe die Heidelberger Initiative Psychiatrie Erfahrener HEIPER hat gegen Ende 2017 eine Unterschriftenliste veröffentlicht, in der das PZN-Wiesloch aufgefordert wird endlich Reformen einzuleiten, die eine bessere Behandlung der Patienten auf den Akut-Stationen ermöglichen. Die Unterschriftensammlung geht noch bis April 2018

Ein weitere Punkt ist die Sache mit der Gewalt. Ich bin der Meinung, dass die Gewalt auf den geschlossenen Stationen, von beiden Seiten eingedämmt werden muss. Es kann nicht sein, dass die Patienten bei jeder Kleinigkeit ans Bett gebunden werden. Keine Fixierungen als Erziehungsmaßnahmen. Und neben zu viel wird auch viel zulange fixiert.

Mir ist ein Fall aus dem PZN-Wiesloch bekannt, wo man einen 28 jährigen jungen Mann mit wenigen Unterbrechung über 4 Wochen lang am Bett festgebunden hat. Noch nicht mal zum Essen wurden ihm die Fixierungen an der Hand gelöst. Die Angehörigen hat man immer wieder weg geschickt. Bis zu dem Zeitpunkt als der Chefarzt um Hilfe gebeten wurde. Dieser hat nach über 3 Wochen es ermöglichst, dass die Angehörige ihren Sohn besuchen konnten.

Weniger Fixierung bringt bessere Stimmung auf die Station. Ich bin gespannt, wie das Urteil zum Thema Fixierung beim Bundesverfassungsgericht ausfällt.

Ihr mit Eurem Wissen vor Ort könnt mir helfen. Mich interessiert es sehr, wie die Bedingungen bei Euch vor Ort auf den Akut-Stationen aussehen. Was habt Ihr erlebt. Was habt Ihr gehört, Was hat man an euch hingetragen.

Es wäre schön, wenn Ihr mir schreibt oder mich anruft.

Und wer etwas tun möchte , der kann sich gerne in der Arbeitsgruppe Akut-Stationen auf Landesebene engagieren.

Ich bin sehr gespannt, das ist mein erster Text den ich an den doch schon großen Landesverband sende.

Es grüßt Sie Euch herzlichst,

Jürgen Wolf
Spitalgasse 17
69151 Neckargemünd

juewolf@web.de
0176 4163 2364
06223 2156
Neckargemünd 08. Februar 2018